VIDEO-SCHIEDSRICHTER IN DER BUNDESLIGA

Video-Schiedsrichter werden erstmals in der Bundesligasaison 2017/2018 getestet. In allen 306 Spielen soll die Technik zum Einsatz kommen. In Zusammenarbeit mit der FIFA startet der DFB eine Live-Testphase in der Deutschen Bundesliga. Die FIFA möchte aber keine Überwachung jeder einzelnen Situation. Die Video-Schiedsrichter werden sich nur auf spielentscheidende Ereignisse fokussieren, damit unter anderem der Spielfluss nicht zu sehr leiden muss.

TRACKTICS klärt für Euch die am häufigsten gestellten Fragen zu Video-Assistent.

BEI WELCHEN SITUATIONEN WERDEN VIDEO-SCHIEDSRICHTER EINGREIFEN?

Die Video-Schiedsrichter unterstützen den Schiedsrichter bei spielentscheidenden Situationen. Das sind Situationen, die im direkten Zusammenhang mit folgenden Ereignissen stehen:

  • Tor
  • Elfmeter
  • Rote Karten
  • Spielerverwechslungen (Mistaken Identity).

Steht eine dieser Aktionen im direkten Zusammenhang mit einer Fehlentscheidung (oder Nicht-Entscheidung), so wird der Video-Schiedsrichter eine Empfehlung zur Korrektur aussprechen. Der Video-Schiedsrichter kann während der gesamte Spielzeit über ein Headset mit einem Offiziellen auf dem Platz kommunizieren.

 

MIT WIE VIELEN KORREKTUREN DÜRFEN WIR BEI VIDEO-SCHIEDSRICHTERN RECHNEN?

In einem Testlauf wurden in den überprüften 144 Partien 44 Fehlentscheidungen registriert. Nach Angaben hätte ein Video-Schiedsrichter 33 davon korrigiert – das entspricht 75% der Fälle. Die restlichen elf waren selbst für den Videobeweis nicht klar genug. Umstrittene Aktionen sind manchmal auch Interpretationssache.

WIRD DIE TECHNIK DES VIDEO-SCHIEDSRICHTERS DEN SPIELFLUSS STÖREN?

Die FIFA möchte dies unbedingt verhindern, aus diesem Grund werden Video-Assistenten nicht bei jeder Entscheidung involviert. Hellmut Krug, der ehemalige Schiedsrichter Manager der DFL spricht von einer Zeitspanne von zehn bis 40 Sekunden, die ein Video-Schiedsrichter für ein klares Urteil benötigt. Wenn sich in einem Spiel mehrere kritische Entscheidungen ereignen, wie im Champions League Viertelfinale 2016/2017 zwischen Real Madrid und Bayern München, so kann sich die Bearbeitungszeit addieren und somit zwangsläufig durchaus an Spielfluss herausnehmen.

WIE LÄUFT DIE ABSPRACHE ZWISCHEN SCHIEDSRICHTER UND VIDEO-SCHIEDSRICHTER AB?

-Schiedsrichter und Video-Schiedsrichter können während des Spiels jederzeit über ein Headset kommunizieren. Bei einer kritischen Aktion verlangt entweder der Schiedsrichter selbst eine Revision von den Video-Offiziellen oder der Video-Schiedsrichter empfiehlt von sich aus eine Änderung einer Entscheidung.

-Der Schiedsrichter kann entscheiden, ob er die Empfehlung akzeptiert und sofort korrigiert. Alternativ kann er sich selbst das Video am Spielfeldrand anschauen. Dafür steht am Spielfeldrand ein Tablet oder Fernseher bereit.

 

WIE BEKOMMT DER ZUSCHAUER VON EINER VIDEO-ENTSCHEIDUNG MIT?

Der Schiedsrichter signalisiert eine Entscheidung vom Video-Assistenten durch eine Handbewegung. Die TV-Zuschauer zu Hause sehen zusätzlich die exakte Wiederholung, die der Video-Schiedsrichter für sein Urteil genutzt hat.

Besucher im Stadion bekommen keinen Einblick in die strittige Szene, denn diese werden nicht auf den Videowänden der Stadions eingespielt. Grund dafür ist, dass die technischen Voraussetzungen nicht in allen Stadien gleich sind. Strittige Szenen müssen bei einem Videobeweis klar aufgelöst werden können, dies ist bei der Bildqualität der Stadionwände nicht immer möglich, erklärt Krug. Die unklare Darstellung solcher Szenen, kann zu Unruhen im Stadion führen. Das will man natürlich vermeiden. Das Publikum im Stadion im Ungewissen zu lassen wird bereits am Videobeweis kritisiert. Die Fernsehzuschauer haben viel mehr Informationen, als die emotional aufgewühlten Akteure im Stadion. Dies lässt den Eindruck entstehen, dass Entscheidungen heimlich im Hinterzimmer getroffen werden.

In diesem Fall kann der Fußball und somit die Verantwortlichen der Bundesliga noch einiges von anderen Sportarten lernen, in denen der Videoassistent schon seit Jahren eingesetzt wird. Beispielsweise im American Football, in der NFL ist der Videoassistent nicht mehr wegzudenken. Der Videobeweis ist hier an feste Regeln gebunden und für das Publikum im Stadion transparent.

 

FAZIT

Der Einsatz von Video-Schiedsrichtern ist definitiv eine mehrheitlich geforderte Maßnahme. Besonders in Spielen, in denen es um das Weiterkommen oder Ausscheiden geht, sind Fehlentscheidungen unverzeihlich. Schaut man sich die Champions League Playoffs an, so geht es in jedem Spiel nicht nur um Prestige und Erfolg, sondern auch um Geld. Mannschaften erhalten für das Weiterkommen ins Halbfinale eine Bonuszahlung von jeweils 7 Millionen Euro. Für die Finalteilnahme erhält man rund 14 Millionen Euro. Die Gewinner der Champions League in diesem Jahr können insgesamt ein Preisgeld von bis zu 53,2 Millionen Euro erreichen.

Eine Mannschaft, die aufgrund eines Abseitstors im Achtelfinale ausscheidet verpasst mögliche Preisgelder von bis zu 28 Millionen Euro. Zum Vergleich: die Ablösesumme von Mats Hummels beim Wechsel von Borussia Dortmund zum FC Bayern betrug 38 Millionen Euro. Bei solchen Zahlen würde man eine Finanzspritze definitiv willkommen heißen.

KRITIK

Kritiker beklagen die Romantik, die mit der Einführung von Video-Schiedsrichtern verloren geht. Das ist allerdings ein wirklich schwacher Kritikpunkt. Wie bereits weiter oben dargsetellt, ist die Auflösungsquote bei Videoschiedsrichtern recht hoch. Lediglich bei elf Situationen der 44 registrierten Fehlentscheidungen in der Testphase war selbst der Videobeweis nicht klar genug. Es wird auch mit der Video-Unterstützung Entscheidungen geben, die Interpretationssache sind. Es ist unumstritten, dass solche Situationen auch weiterhin die Ausbildung sowie Erfahrung eies Feldschiedsrichters verlangen.

In Zukunft wird sich zeigen, wohin der Weg der Videobeweise im Fußball führt. Fakt ist, der Videobeweis wird in vielen Sportarten, wie Tennis, Volleyball, American Football oder Eishockey, schon seit langer Zeit genutzt. Davon kann der Fußball noch einiges lernen. Derzeit kommt es beim Einsatz des Videobeweises oftmals noch zu Problemen, was für Unruhen sorgt. Dies muss im Laufe der Saison verbessert werden, um den Videobeweis vollends in der Bundesliga zu etablieren.

 

Anmerkung: Hellmut Krug wurde mittlerweile vom DFB als Schiedsrichter Manager abgesetzt, da er im Verdacht steht die Video-Schiedsrichter bei ihren Entscheidungen beeinflusst zu haben.

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Quellen:

http://www.spiegel.de/sport/fussball/videoschiedsrichter-in-der-bundesliga-die-wichtigsten-fragen-und-antworten-a-1131377.html

http://www.bundesliga.de/de/liga/news/start-der-testphase-fuer-den-video-assistenten-in-der-bundesliga-agmd.jsp

https://www.zdf.de/sport/videobeweis-in-der-bundesliga-schlechtes-beispiel-100.html

http://www.sportbuzzer.de/artikel/schiedsrichter-beben-hellmut-krug-ist-als-supervisor-abgesetzt/